Wie so oft im Leben spielen Zufälligkeiten eine Rolle, eine Entwicklung einzuleiten, die überhaupt nicht geplant war. So war es auch bei mir, als Züchter von Klein-Chinchilla und Chin-Rexen kaufte ich bei der Bundesschau 1995 zur Auffrischung meiner Chin-Rexe einen Rammler. Aus der Nachzucht dieses Rammlers krochen dann unter anderem auch zwei Tiere aus dem Nest, die extrem hell waren, also so genannte Mehlsäcke. In Farbe und Unterfarbe passten sie überhaupt nicht in die Rassebeschreibung der Chin-Rexe, aber es ging von beiden Tieren mit den dunkelbraunen Augen und dem hellen Rexfell eine gewisse Faszination aus. Aber als unpassend für die Zucht von Chin-Rexen gingen sie nach einigen Monaten den üblichen Weg in die Verwertung. Dann kam im Dezember 1996 in Offenbach die Bundes-Rammlerschau mit all ihren Informationsmöglichkeiten. In den Fachzeitungen wird man bei den Rassebeschreibungen immer wieder mit den Erbformeln konfrontiert. Als "Otto-Normalzüchter" kann man mit diesen Formeln oft nur sehr wenig anfangen. Um diesem Mangel etwas abzuhelfen, kaufte ich mir bei der Bundesschau ein Büchlein speziell über die Vererbungslehre. Und schon bei der Heimfahrt im Bus hatte ich genügend Zeit, mich in meine neue Errungenschaft mit den Erklärungen der Erbformeln und der dazugehörigen Rassen zu vertiefen. Bei der Erklärung über die Entstehung der Schwarzgrannen und deren Abstammung aus Klein-Chinchilla und Sachsengold sind mir wieder die beiden oben beschriebenen, schönen Häschen mit dem hellen Fell und den dunkelbraunen Augen ins Gedächtnis zurückgekehrt. Damit war auch schon die Idee geboren, dasselbe wie bei den Schwarzgrannen auch auf der Rex-Basis zu versuchen, Chin-Rexe hatte ich ja schon in meiner Zucht. Da ich nicht glaubte, der erste Züchter zu sein, dessen Gedanken in diese Richtung gingen, wollte ich Einblick in den Europastandard nehmen, konnte aber nirgends einen auftreiben. Auch bei der Europaschau im November 1998, die ich deswegen besuchte, konnte ich kein solches Tier entdecken. Dies bedeutet für mich, dass ich diese Neuzüchtung ganz alleine betrieb und mich mit keinem anderen Züchter austauschen konnte. Bei der Paarung eines Gelb-Rex-Rammlers mit einer Chin-Rex-Häsin fielen dann 1997 in der F1-Generation Kaninchen, die in Deckfarbe, Zwischenfarbe und Unterfarbe wie Castor-Rexe aussahen. Dieses Aussehen stimmte mit den Vorgaben aus der Vererbungslehre überein. Jetzt galt es an die Weiterzucht durch Geschwisterpaarung zu gehen, fachmännisch ausgedrückt die F2-Generation. Nach der Vererbungslehre fallen hier theoretisch 9 castorfarbige, 3 chinchillafarbige, 3 rötlich-gelbe und auch ein weißes Kaninchen mit braunen Augen und schwarzen Grannen. Ich glaube, jeder Züchter kann sich vorstellen, wie angespannt man jeden Wurf erwartet. Nach einigen Versuchen war es dann so weit, dass ich zwei weiße Jungtiere hatte, und glücklicherweise waren es sogar ein Rammler und eine Häsin. Leider ist mir die Häsin im Oktober 1998 eingegangen, bevor es zu einer Verpaarung kam. Um bei der Zucht von vornherein nicht zu sehr in die Inzucht mit ihren auch negativen Folgen zu kommen, begann ich 1999 mit einer zweiten Linie (bei mir intern als B-Linie geführt) und zum Glück habe ich davon schon weiße Tiere mit den braunen Augen und den dunklen Grannen.
Pos. 1 - Gewicht: Entsprechend den Ausgangsrassen (Gelb-Rexe und Chin-Rexe) gibt es die volle Punktzahl über 3,5 kg bis zum Höchstgewicht von 4,5 kg.
Pos. 2 bis 4: Entsprechend den Merkmalen der anderen Rexrassen.
Pos 5 - Deckfarbe und Gleichmäßigkeit: Die Deckfarbe ist ein zart abgetöntes Weiß, das mit einem feinen, leicht rußartigen Anflug von heller bis mittlerer Intensität überzogen schein; dieser wird hervorgerufen durch dunkel gespitzte Grannenhaare, welche gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt sind. An Kopf, Ohren, Läufen und auf der Oberseite der Blume erscheint der Anflug etwas intensiver. Die Ohren-ränder dürfen gesäumt sein. Rein weiß erscheinen dagegen die Wildfarbigkeits-zonen Bauch, Unterseite der Blume, Innenseite der Läufe, Kinnbackeneinfassung, Augenringe und Nackenkeil. Die Augen sind dunkelbraun, die Krallen hornfarbig. Entsprechend der Charakteristik des Rexfelles treten die Grannen jedoch nicht einzeln hervor, sondern über dem Fell ist ein etwas "rußiger" Schimmer. Die Intensität ist dabei abhängig davon, wie stark das Tier begrannt ist und wie weit das Grannenhaar über das weiße Deckhaar herausragt. An den kürzer behaarten Stellen wie Kopf, Ohren und Blumenoberseite ist die Fellfarbe etwas dunkler, da das weiße Grundhaar durch die fehlende Länge nicht so stark in Erscheinung tritt.
Pos. 6 - Unterfarbe: Die Unterfarbe ist am ganzen Körper rein weiß; die Unterfarbe an der Blumenoberseite bleibt unberücksichtigt.
Bei der Namensgebung der Neuzüchtung tat ich mich lange Zeit schwer, denn vom Erscheinungs-bild her passt m. E. der Name "Polar-Rexe", von der Erbformel achinbCDGrex her gesehen, ist jedoch der Name "Schwarzgrannen-Rexe" richtig und ich habe mich für diesen Namen entschieden, auch wenn bei den Rexkaninchen die Grannen eine untergeordnete Rolle spielen. Ich würd mich freuen, wenn es mir gelungen wäre, das Interesse für diese neuen Rasse zu wecken und sich noch weitere Züchter finden würden, diese nun vom ZDRK als Neuzüchtung zugelassene Schwarzgrannen-Rexe zu züchten.
Erich Fischer 2008
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