Der Verlag „Deutscher Kleintierzüchter“ hat mich gebeten, einmal etwas über meine Erfahrung, die ich bei der Aufzucht von Rexkaninchen machen konnte, zu Papier zu bringen.
Zunächst möchte ich aber mit einem kurzen Bericht über die Entwicklung der Rexrasse beginnen. Die Erwartungen an die Rexe waren Anfang der zwanziger Jahre sehr hoch, als die ersten kurzhaarigen Kaninchen bei einem Bauern in Frankreich im Nest lagen. Ein Pastor hat diese Kaninchen übernommen und sie miteinander verpaart, worauf wiederum kurzhaarige Kaninchen zur Welt kamen. Das kurze Fell war die Sensation, weshalb man die ersten wild farbigen Kurzhaarkaninchen auch „Castor-Rex“ oder zu deutsch eben „Biber-König“ nannte. Es hat bisher kaum eine Kaninchenrasse gegeben, die in der Welt der Kaninchenzüchter so von sich reden machte wie diese Rasse der Kurzhaarkaninchen oder Rexe. Selten wurde eine neue Rasse mit einem solchen Begeisterungssturm bei Züchtern, Händlern und Geschäftemachern aufgenommen, aber auch keine neue Rasse wurde so umstritten, umkämpft, verworfen und dann doch immer wieder von Liebhabern gezüchtet. Niemals hat es einen solchen Wirbel um eine neue Rasse gegeben, der sich mit dem „Rexrummel“ der Jahre 1928/30 vergleichen ließe. Für keine Neuheit wurden so unangemessene hohe Preise gefordert und gezahlt wie für die Rexe. Und selten hat man an eine neue Rasse so große Erwartungen in Beziehung auf Wirtschaftlichkeit und des Pelzwertes geknüpft wie gerade an die Rexrasse. Nachdem diese hochgeschraubten Erwartungen nicht in Erfüllung ging, ist man zu einer nüchternen Betrachtungsweise der Rexe zurückgekehrt. Heute hat sich das Rexkaninchen seinen Platz unter den Brüdern und Schwestern der normal-und langhaarigen Rassen als eine gleichberechtigte und gleichwertige Rasse erkämpft. Es besteht auch keine Gefahr, dass es in absehbarer Zeit diesen Platz wieder verlieren könnte. Wohl hat es seinen Namen „ Rex der König“ unter den Kaninchenrassen behalten. Seine Eigenart und Schönheit garantieren der Zucht weiterhin Freunde und Liebhaber.
Ich selbst machte meine ersten Rex-Erfahrungen im Jahre 1961, als mich die Castor-Rexkaninchen so faszinierten, dass ich bis heute begeisterter Züchter dieser Rasse geblieben bin. Die Zucht der Rexe ist nicht immer einfach. Gerade bei den Farbenschlägen wird großes Fingerspitzengefühl benötigt, um den gewünschten Zuchtstand zu erhalten. Dies ist die besondere Herasuforderung bei der Züchtung dieser Rasse und gibt einem echten Zuchtfreund den Antrieb immer wieder neues auszuprobieren, Ich beschäftigte mich in den vergangenen 37 Jahren mit den Rassen Chin, Blau, Weiß RA, Dalmatiner schwarz-weiß, Gelb, Castor, Schwarz, Havana, Feh, Loh, Marder und Rexzwerge.
Die Fütterung der Tiere liegt mir besonders Am Herzen. Ich bin glücklicher Besitzer einer Wiese mit guten Gräsern und Luzernerklee, die ich mit meiner Familie zu gutem Heu verarbeite. Daneben bekommen meine Kaninchen bei der täglichen Fütterung Hafer, Gerste und Weizen, die ich nach der Ernte beim Bauer einkaufe und mit Pellets zu einem schmackhaften und nährstoffreichen Futter zusammen mische. Als zusätzlichen Leckerbissen gibt es Karotten und Zweige von Haselnuss, Eiche, Buche und Kopfweide, die ichz von Spaziergängen mit nach Hause bringe. Durch ein qualitativ hochwertiges Futter mit Vitaminen und Mineralstoffen werden die Tiere besonders widerstandsfähig. Auch sollte im Sommer wie im Winter rund um die Uhr gutes Heu als Beifutter in der Raufe zur Verfügung stehen. Aufgrund langjähriger Beobachtungen bei Züchtern glaube ich auch, dass schlechte Heufresser oder das Verfüttern von schlechtem oder zu wenig Heu die Tiere krankheitsanfälliger macht, denn der hohe Anteil an Kalzium und Magnesium ist verantwortlich für Knochen- und Hornbildung und somit für die Einwicklung des Fells.
Die Paarungszeit ist ein wichtiger Teil der Zucht. Ich versuche die Paarungszeit so zu legen, dass die Tiere bis zu den Ausstellungsterminen mindestens 8 Monate alt sind. Erfahrungsgemäß haben die Tiere ab diesem Alter ihre Fellblüte und sind somit die besseren Voraussetzungen für eine gute Bewertung. Beim Belegen der Häsinen habe ich die Erfahrung machen können, dass diese in der Wochenmitte günstiger ist, da der Wurftag dann auf das Wochenende fällt und man das Nest so besser kontrollieren kann. Insbesondere im Winter bei Frost und Kälte kann so das Leben des einen oder anderen Nachkömmling gerettet werden.
Welche Eigenschaften und welche Erbanlagen bei der Paarung zusammenführt werden, bestimmt weitestgehend das Erscheinungsbild der kommenden Generation. Die besten Zuchterfolge erhält man, wenn man widerstandsfähige und gesunde Ausgangstiere zur Paarung verwendet, die zudem eine vorzügliche Konstitution aufweisen. Aus meiner Sicht ist der gute Zuchterfolg nicht ausschließlich davon abhängig, dass hochpunktierte Tiere bei der Paarung verwendet werden. Selbstverständlich müssen bei den Paarungstieren die typischen Rassenmerkmale gemäß deren Standardbestimmungen vorhanden sein, jedoch dürfen diese nicht nur nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilt werden. Allgemeine Leistung und Milchergiebigkeit speziell der Zuchthäsin ist ebenso wichtig. In den einzelnen Positionswerten sollten sich die Paarungstiere ebenfalls ergänzen, das heißt, kleinere Mängel in irgendeiner Position bei einem Tier müssten vom Partnertier kompensiert werden können. Solche und ähnliche Details muss ich als Züchter erkennen, um zu keinem Zeitpunkt überrascht oder gar enttäuscht zu werden. Nicht unbedeutend ist das Alter der vorhandenen Zuchttiere. Ich schätze ebenso überjährige Rammler wie erprobte Häsinen, dich ich solange als möglich in die Zucht einbeziehe. Die Zuverlässigkeit und die Leistung gerade älterer Aufzuchttiere garantieren mir den gewünschten Nachzucht zu erhalten. Bei älteren Zuchthäsinen mit guter, nahrhafter Milchleistung erhalte ich regelmäßig mehr Jungtiere, wie bei jungen Zuchthäsinen. Bei den Zuchttieren achte ich auch besonders auf dicht behaarte Sohlenwülste. Tiere mit schwach behaarten oder sogar mit kahlen Stellen nehme ich auf keinen Fall für die Zucht. Auch konnte ich im Laufe der Jahre feststellen, dass die Tiere, welche ihren Kot in der ganzen Bucht ablegen, besonders für Kahlstellen anfällig sind. Deshalb bevorzuge ich Häsinen bei der Zucht, die ihren Kot nur an eine Stelle in der Bucht ablegen. Diese Eigenschaft wird dann in der Regel von den Nachkömmlingen übernommen. So kann auch die Reinlichkeit im Stall verbessert werden.
Bei der Zucht lege ich besonderen Wert auf die Gesundheit und Pflege meiner Tiere. Zur Haltung und Pflege gehört eine aufmerksame, lückenlose Überwachung der Gesundheit. Voraussetzung ist in erster Linie die Sauberkeit im Stall, wobei der Futtertrog nicht vergessen werden darf. Bei meiner Tierpflege prüfe ich regelmäßig das Fell auf Milbenbefall, und schaue mir die Nasen, die Ohren und den Genitialbereich auf mögliche Veränderung an. Währende den vielen Züchternjahren habe ich gelernt, die Tiere genau zu beobachten. Ihr Verhalten, die Bewegungen, das Atmen und das Haarkleid geben ebenso Aufschluß über das Wohlbefinden des Kaninchens, wie mögliche Veränderungen beim Freßverhalten oder beim Kot. Bei aller Liebe und Pflege kann es dennoch zu Kahlstellen an den Sprunggelenken besonders bei den Kurzhaarrassen kommen. Dies ist möglicherweise auf eine erbliche Veranlagung oder auf unsachgemäße Fütterung (zu mastiges oder zu eiweißhaltiges Futter) zurückzuführen.
Trotz meiner langjährigen Erfahrung bei der Rex-Zucht lerne ich immer wieder Neues dazu. Die Kaninchenzucht bedarf viel Fingerspitzengefühl und auch ein bisschen Glück, damit sich der gewünschte Erfolg einstellt.Die schönste Nebensache der Kleintierzzucht darf an dieser Stelle aber nicht zu kurz kommen. Meine Frau und ich lernten im Laufe der Jahre viele Züchterfreunde mit ihren Familien im Rexclub, beim ADRC und bei Ausstellungen kennen. Es haben sich Freundschaften und Kameradschaften entwickelt, die ich nicht vermissen wollte. Letztlich kann ich nur bedauern, dass ich mir nie ein Gästebuch zugelegt habe, damit sich die vielen nationalen und internationalen Züchterfreunde, die meine Zuchtanlage besichtigten, dauerhaft verewigten konnten.
Franz Gerger
1998
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